Tourismus: "Echter Wert für Region und zukünftige Generationen"

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Eine Illustration von Giulia Neri.

Gestern (29. Februar) fand in der CityVinothek die öffentliche Jahreshauptversammlung 2024 der Kurverwaltung Meran statt. Dabei standen die Jahresstatistik, strategische Ziele wie die Weiterentwicklung der Marke Meran, aber auch alternative Maßnahmen zur Anreise aus dem Norden und die bevorstehende Nachhaltigkeitszertifizierung GSTC im Fokus. Den Abschluss bildete die Ehrung von Josef Gögele, der seit den 1970er Jahren die Auswahl von Pferden, Kutschern und Wagen des Meraner Traubenfestes übernimmt.

Die Präsidentin der Kurverwaltung Meran, Ingrid Hofer, betonte in ihrer Ansprache, dass sich die Kurverwaltung Meran bereits seit Längerem in einem Transformationsprozess befinde. Strategische Ziele seien weiterhin die Ausgewogenheit der Auslastungen in den entsprechenden Saisons sowie das Weiterführen der Projekte zur Digitalisierung und Internationalisierung. Die Verantwortung der Kurverwaltung gestalte sich auch in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht, damit „Tourismus so gestaltet werden kann, dass er ein echter Wert für die Region und für zukünftige Generationen bleibt.“ Eine gemeinsame Plattform von Tourismus und Einheimischen, sagte Ingrid Hofer, könne für die Zukunft etwas bewegen.

Bettenobergrenze 

Die Vizebürgermeisterin der Gemeinde Meran, Katharina Zeller, erklärte welche Möglichkeiten, gesetzliche Obergrenzen, Kapazitäten und Ziele innerhalb der Bettenauslastung in Meran derzeit bestünden oder verfolgt würden. Wichtig sei der Gemeinde Meran dabei auch, "dem Air B&B einen Riegel vorzuschieben“. Diese Neuentwicklung sei hinsichtlich der Wohnungsnot nicht gewünscht, außerdem kämen weitere Probleme, wie jene des zusätzlichen Mülls, hinzu. Das Vorschusskontigent der Autonomen Provinz Bozen (insgesamt 7.000 Betten) gestattete Meran 296 zusätzliche Betten. Die Gemeinde Meran wird anhand von Kriterien versuchen, dass bereits bestehende Privatzimmervermieter nicht benachteiligt, neue Air B&Bs jedoch verhindert werden. Ihre Ausführungen bezogen sich auch auf den von der Gemeinde Meran gestalteten Plan für nachhaltigeren Verkehr, der die Verringerung des Straßenverkehrs und Alternativen zum bestehenden Verkehr darlegen soll. Trotz großer Herausforderungen soll dieser bis Ostern vorliegen. 

Südtirol Guest Pass

63 Prozent aller Mitgliedsbetriebe der Kurverwaltung Meran beteiligen sich bereits am Südtirol Guest Pass, der am 1. Januar eingeführt wurde und weiterhin bei der Kurverwaltung bestellt werden kann. 

Nachhaltigkeitszertifizierung GSTC

Ingrid Hofer ließ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Entwicklungsschritten der angestrebten Nachhaltigkeits-Zertifizierung (Global Sustainable Tourism Council) teilhaben, die bereits 2022 unter der Leitung von Ulrike Pertoll (Kurverwaltung Meran) in die Wege geleitet wurden. Neben Dokumentationsarbeit, Fortbildungen, Workshops für die Kurverwaltung Meran und die Gemeinde Meran seien insbesondere die beiden Treffen des Green Teams, einer Gruppe von Partnern aus Wirtschaft, Politik, Tourismus und Kultur, zu erwähnen, wie auch die Wertschöpfungsanalyse (IDM) und die Arbeit am Klimawandelanpassungsplan (Gemeinde Meran). 

Jahresstatistik und srattegische Ziele

Fakten, Zahlen, Trends und Ziele: Die Direktorin der Kurverwaltung Meran, Daniela Zadra, zeigte den rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Partnerbetrieben, Vorstandsmitgliedern und Vertreterinnen aus Politik, Tourismus und Gesellschaft, wie die harten Fakten rund um Meran lauten. 

350.264 Ankünfte im Jahr 2023 (+ 3,75 Prozent im Vergleich zu 2022), eine durchschnittliche Verweildauer von 3,4 Tagen (3,5 im Jahr 2022) und 1.208.278 Nächtigungen im Jahr 2023 (+ 2,16 Prozent im Vergleich zu 2022). Angesichts des großen Anteils von 22 Prozent der Gäste aus Italien und 56 Prozent aus Deutschland wolle man für die Zukunft neue Märkte erschließen, um Abhängigkeiten deutlich zu reduzieren. Im Durchschnitt habe Meran an 55 Tagen eine volle Auslastung: eine Zahl, die verbessert werden könne, sagte Zadra, „die Bettenauslastung kann über die Saisons besser aufgeteilt werden“: Die Kurverwaltung, die sich zu 58 Prozent aus öffentlichen Einnahmen und zu 42 Prozent aus der Privatwirtschaft finanziert, hat neben dem Erschließen von neuen Märkten, wie die Niederlande und Belgien und dem Verlängern der Zwischensaisons auch das Ziel der hohen Qualität ihrer Dienstleistungen. 

Zur Marke Meran, sagte Zadra, gehöre das Umland, für die Marke Meran sei aber die Bevölkerung unabdingbar. „Es ist wichtig, dass die Bevölkerung Tourist*innen willkommen heißt und dass sie hinter unseren Zielen steht. Wir arbeiten daran, dass die Bevölkerung wieder zum Botschafter der Stadt werden kann“. 

Die Weiterführung der Marke Meran

Greti Ladurner stellte in ihrer Präsentation die Wesensmerkmale einer starken Marke Meran, die sich in wandelnden Zeiten behauptet, vor. Der Prozess von einer Tourismus-Marke zu einer Standort-Marke ist bereits eingeleitet. Das neue Verständnis von Luxus (Nuovo Lusso) sei der Nachhaltigkeit verpflichtet. Neu dürfte hier sein, dass Markenversprechen eingelöst werden müssten, „Beweisen statt Behaupten“, sowie die Tatsache, dass Veränderungen im Produktmanagement verlangten, Kommunikationsschwerpunkte vergangener Zeiten zu überdenken. Eine Marke beziehe sich jedoch nicht nur auf eine touristische Destination, sondern auch auf den Lebensraum und den Wirtschaftsstandort. „Sie wächst von innen nach außen“, erklärte Ladurner, „und kann nur gemeinsam mit allen Beteiligten getragen werden“. Am Ende des Prozesses soll eine gemeinsame Steuerung dafür sorgen, dass die Bevölkerung und der Tourismus sich auf einen gemeinsamen Weg in die Zukunft machen. Dazu gehöre, sagte Ladurner, der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, das Hinterfragen von Elementen oder Veranstaltungen, aber auch die Erkenntnis, dass Tourismus nicht nur Wertschöpfung, sondern auch Wertschätzung bedeute. 

Sky Alps     

Seit Anfang Februar wird in den Städten Berlin, Hamburg und Stuttgart mittels digitaler Werbescreens im öffentlichen Raum auf die leichte Anreise und die Vorzüge des Meraner Frühlings hingewiesen. Diese Kooperation findet mit den Partnerortschaften Algund, Naturns, Partschins und Schenna statt. Auf der Internationalen Tourismusmesse ITB (Internationale Tourismus Börse Berlin) vom 5. bis 7. März ist die Kurverwaltung Meran auch mit einer Marketingkooperation mit Sky Alps vor Ort. Angepasst an die Frühlingskampagne sind ausgewählte Medien zum „Frühlings-Aperitivo“ eingeladen. 

Marketingkampagne Marke Meran

Gemeinsam mit IDM Südtirol startet die Marketing Kampagne der Marke Meran, die sich an Deutschland, Österreich und die Schweiz, an Italien sowie an die neuen Zielgruppen in den Niederlanden und Belgien, richtet, erklärte Thomas Plank von IDM Südtirol. Der Frühling, der für den Tourismus in Meran mit dem 29. März beginnt und am 2. Juni endet, ist die Saison mit dem größten Wachstumspotential und jene, in die die Kurverwaltung Meran die größten Summen investiert. Aufgeteilt in eine Brand-, Performance- und Content-Kampagne, bewirbt sie Meran. Die Kampagne beinhaltet auch das Berücksichtigen der Verkehrsbedingungen, die sich durch den Neubau der Lueg-Brücke in Tirol ergeben werden und stellt sich mit verschiedenen Maßnahmen darauf ein. Grenzüberschreitende Arbeitsgruppen arbeiten bereits an verschiedenen Vorschlägen, wie dem Gewährleisten einer zweispurigen Fahrbahn (Brenner) an stark frequentierten Reisetagen. „Vor allem aber“, sagte Thomas Plank, „arbeiten wir an verschiedenen Möglichkeiten der vermehrten Bahnnutzung. Es laufen bereits erste Gespräche über die Steigerung der Sitzplatzkapazitäten von Innsbruck-Meran ab 2026, über eine direkte Verbindung Rom-Meran und Mailand-Meran ab 2026 sowie vermehrte Nachtzugverbindungen mit verschiedenen Anbietern. „Wichtig wäre, dass jeder Betrieb dem Gast die Anreise per Zug empfehlen würde – und zwar viel mehr als bisher“. 

Eine Ehrung für Josef Gögele 

Als „Kiendl“ ist Josef Gögele, seit den 1970er Jahren verantwortlich für die Auswahl der Pferde, Kutscher und Wagen des Meraner Traubenfestes, bekannt. In all diesen Jahren habe er, sagte Präsidentin Ingrid Hofer, nur zweimal gefehlt: krankheitsbedingt. Die Sicherheit von Pferd, Kutscher und Zuschauern sei ihm das Wichtigste gewesen. Als Dank dieser über vier Jahrzehnte andauernden Tätigkeit überreichte Ingrid Hofer eine Urkunde und ein Präsent an Josef Gögele und lud die Teilnehmenden anschließend zu einem gemeinsamen Aperitif ein. Josef Gögele nahm die Ehrung entgegen und dankte seinerseits der Kurverwaltung, insbesondere Evi Kobald, für viele Jahre der guten Zusammenarbeit.

01.03.2024

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